
BAU 2023: Industrielle Vorfertigung gegen Wohnungsnot
Flexibel, nachhaltig, gĂŒnstig, schnell: Das modulare, serielle Bauen unter Einsatz der industriellen Vorfertigung gilt in der Branche als vielversprechende Allzweckwaffe gegen fehlenden Wohnraum, langwierige Planungs- und Bauprozesse, Material- und FachkrĂ€ftemangel. Aus digitalen Daten entstehen am Computer standardisierte, frei kombinierbare BausĂ€tze, die in der Fabrik vollautomatisch zusammengebaut werden, Ă€hnlich wie Autos auf dem FlieĂband. Wie weit dieses Verfahren ist, welche Vorteile es bringt und welche Lösungen es gibt, zeigen Modulbauhersteller vom 17. bis 22. April auf der BAU 2023 in MĂŒnchen.
Wer beim modularen, seriellen Bauen an Plattenbauten aus DDR-Zeiten denkt, liegt schief. Denn von den öden monotonen Wohnblocks der 60er und 70er Jahre ist die moderne serielle Fertigung Lichtjahre entfernt. Serielles Bauen, das sind heutzutage keine Platten mehr, sondern Baueinzelteile, die am Computer mithilfe von BIM in beliebig vielen Varianten zusammen- und wieder auseinandergebaut werden können, inkl. aller nötigen Informationen bzgl. StĂŒckzahl, physikalischer Eigenschaften, AnschlĂŒssen etc. So entstehen innerhalb weniger Minuten verschiedene Varianten eines GebĂ€udes, mit unterschiedlichen Grundrissen.
Die Idee entstand schon in den 20er Jahren
Ganz neu ist die Idee nicht. Denn schon die Bauten des Bauhaus-Meisters Walter Gropius in Dessau, ineinander verschachtelte WĂŒrfel und Quader, folgten dem Baukasten-Prinzip. Das gleiche gilt fĂŒr die Bauten Le Corbusiers in Paris und Ernst Meys im Frankfurt. Diese Vordenker des modularen seriellen Bauens wollten das Bauen und Wohnen in den 1920er Jahren demokratisieren und der breiten Masse der Bevölkerung, die oft in Ă€rmlichen VerhĂ€ltnissen lebte, zugĂ€nglich machen. Die neue Architektur war ein Bruch mit dem Historismus der GrĂŒnderzeit. Funktionale HĂ€user mit glatten GebĂ€udehĂŒllen und FlachdĂ€chern statt verspielter Fassaden und Stuckdecken. Unter dem Eindruck von Wohnungsnot und Materialknappheit predigten Gropius & Co. Rationalisierung und Standardisierung als notwendige ökonomische Produktionsmethoden, nach dem Vorbild von Henry Ford, der mit seiner FlieĂbandproduktion den Automobilbau revolutioniert hat.
Serielles Bauen zur BekÀmpfung der Wohnungsnot
Die Parallelen zu heute sind offensichtlich. So ist es kein Zufall, dass die Bundesregierung auf das serielle modulare Bauen zur BekĂ€mpfung der Wohnungsnot setzt. Denn die Serienfertigung reduziert die Baukosten und ermöglicht groĂe StĂŒckzahlen, die schnell zur VerfĂŒgung stehen, auch bei MehrgeschoĂbauten. So könnte das serielle Bauen zumindest einen Teil zur Lösung des Problems beitragen und helfen, das angestrebte Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 Sozialwohnungen, zu erreichen.
Vorfertigung: Aus digitalen Daten entstehen Fenster und WĂ€nde
Unabdingbare Voraussetzung fĂŒr das serielle Bauen ist die Vorfertigung von Bauteilen und Bauelementen in der Fabrik. Dort entstehen aus digitalen Daten, die in BIM-Modellen verfĂŒgbar sind, Fenster, WĂ€nde oder ganze Fassaden in industrieller automatisierter Fertigung, Ă€hnlich wie Autos auf dem FlieĂband. Auf der Baustelle werden ganze Wohnungen oder Teile davon dann nur noch zusammengesetzt, Die standardisierten BausĂ€tze sind frei kombinierbar, was hohe VariabilitĂ€t bei der Planung der â ebenfalls standardisierten â Grundrisse erlaubt.
Die Vorteile dieser Art des Bauens sind vielfĂ€ltig: mehr Planungssicherheit, geringere Bauzeit, geringere AbhĂ€ngigkeit von WitterungseinflĂŒssen, Kosteneinsparungen, weniger Schutt auf der Baustelle, weniger LĂ€rm vor Ort und weniger BaumĂ€ngel aufgrund besserer QualitĂ€tssicherung.
Im Holzbau funktioniert die Modulbauweise schon gut. Denn Holzmodule, auch mit komplett ausgebauten Wohnungen, sind leicht, gut transportfÀhig und auf der Baustelle schnell montiert und angeschlossen. In nur wenigen Tagen sind sie bezugsfertig. Neben Holzmodulen nutzen Bauunternehmen vor allem Stahlmodule, Stahlbetonmodule und Hybridmodule aus HolzstÀnderwÀnden und Betonfertigteildecken.
Typengenehmigungen sollen serielles Bauen fördern
Damit das serielle und modulare Bauen im gröĂeren MaĂstab angewandt wird, will die Bundesregierung Typengenehmigungen fĂŒr Modulbauten deutschlandweit einfĂŒhren und in den Landesbauordnungen verankern. Damit kann ein GebĂ€ude, das einmal genehmigt wurde, an mehreren Orten gebaut werden, ohne dass jedes Mal eine neue Genehmigung beantragt werden muss.
SonderflĂ€che fĂŒr Modulbauhersteller
Ob der Modulbau nach seiner Entstehung in den 1920er Jahren ein modernes Revival erleben wird, muss die Zukunft zeigen. Noch liegt der Anteil seriell gefertigter UnterkĂŒnfte in Deutschland bei gerade einmal vier Prozent. Auf der BAU zeigen Modulbauhersteller auf einer SonderflĂ€che (im Atrium zwischen den A- und B-Hallen), was in diesem Bereich möglich ist. Auch im Vortragsprogramm kommt das Thema zur Sprache. Hersteller prĂ€sentieren, teilweise gemeinsam mit den beteiligten Architekten, montags bis freitags in der Communication Area der Halle B0 wegweisende Projekte (jeweils 13 Uhr). Im Anschluss an die VortrĂ€ge bietet die BAU gefĂŒhrte RundgĂ€nge zu den Modulbauherstellern im Atrium an.
Mehr Informationen rund um die BAU 2023 gibt’s hier:
Quelle: https://bau-muenchen.com/de/presse/newsroom/presseinformationen/detail/industrielle-vorfertigung-gegen-fachkraeftemangel-und-wohnungsnot.html
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