Ziegel-Upcycling: Vom Reststoff zum Baustoff

Schlagmann Poroton entwickelt den ersten rein keramischen Recyclingziegel. Der Innenwandziegel soll mehr als die HĂ€lfte an CO2-Emissionen einsparen. Der neuartige Ziegel bestehend aus recycelten und wiederaufbereiteten Ziegeln wird in einem innovativen Verfahren ohne zusĂ€tzliches Bindemittel keramisch gebunden. Durch sowohl Optimierung als auch Eliminierung von Verfahrensschritten wird der Ziegel, der zuerst bei InnenwĂ€nden zum Einsatz kommen soll, mit einem deutlich geringeren Energieeinsatz produziert. Damit sollen mehr als 65 % an PrimĂ€rrohstoffen sowie ĂŒber 40 % an Energie eingespart werden.

In Deutschland fehlt es an Wohnraum. JĂ€hrlich sollen deshalb laut Zielvorgabe der Bundesregierung 400.000 Wohnungen gebaut werden. Doch die Corona-Pandemie und die nachfolgende Energie-Krise, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, haben zu einer Rohstoffknappheit und Kostenexplosionen auf dem Bau gesorgt. Zugleich ist der energieintensive Bausektor in der Pflicht, die angestrebten höheren Klimaziele – eine Treibhausgasminderung um 65 % bis 2030 – zu erreichen. Die intensivere Nutzung von Recyclingmaterialen, mehr noch der Einsatz von Recyclingbaustoffen, kann hier zu einer Lösung beitragen, um zum einen die gesteckten Klimaschutzziele einzuhalten und um gleichzeitig den steigenden Bedarf an Baustoffen zu decken. Mit der Ersatzbaustoffverordnung, die ab 1. August gilt, wird die Akzeptanz von SekundĂ€rbaustoffen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft von Seiten der Bundesregierung zudem intensiv gefördert.

Ziegel-Recyclingmaterial ist ein wertvoller Rohstoff
Bei Schlagmann Poroton wurde das „rote Gold“ als Wertstoff bereits frĂŒh erkannt: Bereits seit 2016 bietet das Unternehmen ein eigenes Recycling-System an, bei dem auf Baustellen Container zum Sammeln von Ziegelbruch und -verschnitt zur VerfĂŒgung gestellt werden. Die Inanspruchnahme des Services sowie die Menge des gesammelten Materials stiegen in den letzten Jahren rapide an. Mittlerweile kommen jĂ€hrlich mehr als 2.000 Containerladungen mit je einem Kubikmeter Fassungsvermögen wieder zurĂŒck an ihren Ausgangsort. Die sortenreinen Reststoffe, dazu zĂ€hlt bei Schlagmann auch die PerlitfĂŒllung der hochwĂ€rmedĂ€mmenden Poroton-Ziegel, werden danach zu hochwertigen Nebenprodukten weiterverarbeitet. Aufbereiteter Ziegelverschnitt und -bruch kommen als FĂŒll- und Befestigungsmaterial im Straßenbau, im Tennisplatz- und Sportplatzbau und als Pflanzensubstrat im Vegetations-/Gartenbau so erneut zu einem sinnvollen Einsatz. Daneben bewerkstelligt Schlagmann eine restlos abfallfreie Ziegelproduktion, indem anfallende Ausschussware und Schleifstaub zu annĂ€hernd 100 % wieder dem Herstellungsprozess zugefĂŒhrt werden. Auch in den Bereichen Verpackung und WĂ€rme(-rĂŒckgewinnung) werden innovative Kreislaufsysteme genutzt.

Upcycling von hochwertigem Ziegel-Recyclingmaterial
Doch wie können aus den vorhandenen Recyclingmaterialien wertvolle sekundĂ€re Rohstoffe gewonnen werden und vor allem, wie können daraus hochwertige Ziegel in industrieĂŒblichen Mengen entstehen? Bei Schlagmann ist man ĂŒberzeugt, dass in den Recyclingmaterialien ein weitaus grĂ¶ĂŸeres Potenzial steckt und beschĂ€ftigt sich deshalb seit vielen Jahren mit dieser Aufgabenstellung. Am unternehmenseigenen Forschungszentrum Ziegel wird intensiv an Möglichkeiten, recyceltes Ziegelmaterial sinnvoll zu einem neuen keramischen Baustoff weiterzuentwickeln, geforscht. Jetzt kann aus dieser Forschungsarbeit der letzten Jahre ein erstes Upcycling-Produkt aus Ziegel-Recyclingmaterial prĂ€sentiert werden: der Poroton-R, ein Recycling-Ziegel aus recycelten und wiederaufbereiteten Ziegeln, der ohne ein zusĂ€tzliches, kĂŒnstliches Bindemittel wie beispielsweise Zement rein keramisch gebunden wird.

Recyclingziegel Poroton-R: weniger  CO2-Emissionen konventioneller Ziegel
Ziel der Schlagmann-Produktentwickler ist es, neben der ressourcenschonenden Verwendung von Ziegelbruch und -verschnitt aus dem eigenen RĂŒcknahme-Service auch den Energieeinsatz so gering wie möglich zu halten. „Nach zahlreichen Versuchsreihen war fĂŒr uns der beste Weg, den Recyclingziegel aus aufbereitetem, fein gemahlenem Material zu produzieren – in Analogie zur Feinkeramik und Technischen Keramik“, erlĂ€utert Ralf Hillebrand, Projektleiter der keramischen Entwicklung bei Schlagmann. „Dabei wird die Rohstoff-Rezeptur, die bislang aus bis zu 70 % SekundĂ€rrohstoffen – vornehmlich Ziegelbruch – bestehen kann, zu einem Ziegel-Verbundmaterial geformt. Die Herausforderung liegt darin, dass aus der Rezeptur ein Baustoff entsteht, der so ökologisch wie möglich, aber gleichzeitig fĂŒr den Kunden bezahlbar ist“, so der Experte.

„Mit dem Recyclingziegel Poroton-R begeben wir uns auf das „next level“ einer zukunftsfĂ€higen, ressourcenschonenden Ziegelherstellung. Eine durchgĂ€ngige und sinnvolle Kreislaufwirtschaft im Sinne des Cradle-to-Cradle-Ansatzes ist ein zentraler Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Mit dem schrittweisen Einsatz von Rohstoffen aus Recyclingmaterial und zugleich eines geringeren Energieeinsatzes, der zudem aus erneuerbaren Energiequellen stammt, nehmen wir die Herausforderungen einer CO2-neutralen Ziegelherstellung, die wir bis 2040 anstreben, in den nĂ€chsten Jahren mit all der uns zur VerfĂŒgung stehenden Kraft an,“ so der geschĂ€ftsfĂŒhrende Gesellschafter Johannes EdmĂŒller.

Der Ziegel im Dreiklang der Nachhaltigkeit
Gebrannte Lehm-Ziegel beweisen seit Jahrtausenden ihr Potenzial als ökonomischer, ökologischer sowie sozialer Baustoff. Sie bewegen sich entlang ihres Lebenszyklus im Dreiklang der Nachhaltigkeit: Die ZukunftsfĂ€higkeit von Ziegeln ergibt sich zum einen aus der RegionalitĂ€t ihrer Rohstoffvorkommen, Herstellung und Verarbeitung. Hinzu kommt die Bezahlbarkeit des Baustoffes bei gleichzeitig hervorragenden technischen Eigenschaften sowie geringen Lebenszykluskosten und einer außerordentlich hohen Lebensdauer von ZiegelgebĂ€uden. Der neue Recyclingziegel, der im ersten Schritt als Innenwandziegel zum Einsatz kommt, wird im Rahmen eines Forschungsprojekts optimiert und soll fĂŒr eine MarkteinfĂŒhrung vorbereitet werden.

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